Kaninchen gesund ernähren – dieses Futter brauchen Hauskaninchen

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In der Natur sind Kaninchen als Folivore, also Blattfresser, klassifiziert. Ihre wilden Verwandten beziehen ihre Nahrung hauptsächlich aus frischen grünen Pflanzenteilen; sie aßen Blätter und Knospen, aber auch Wurzeln. Insbesondere die grünen Pflanzenteile liefern notwendige Vitamine und Mineralstoffe, während Wurzeln zusätzliche Nährstoffe bereitstellen.

Die kurze Domestikationsgeschichte unserer Hauskaninchen hat ihre Ernährungsbedürfnisse nicht grundlegend verändert. Trotz der Anpassung an Haushaltsbedingungen bleiben sie auf eine pflanzenbasierte Ernährung angewiesen. Daher ist es wichtig, ihren Speiseplan mit einer Mischung aus frischem Gemüse, Kräutern und Heu zu gestalten, um sicherzustellen, dass sie die notwendigen Nährstoffe aufnehmen.

Warum naturnahe Ernährung wichtig ist – die Anatomie der Kaninchen

Kaninchen haben ständig nachwachsende Zähne, sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer. Die Schneidezähne sind besonders auffällig, da sie kontinuierlich wachsen und sich in einem ausgeprägten Bogen überkreuzen. Die Backenzähne befinden sich weiter hinten im Maul und sorgen für das Zerkleinern von Fasern und Pflanzenmaterial.

Der Tränenkanal bei Kaninchen verläuft entlang der Innenseite des Auges und führt zu einer Öffnung in der Mundhöhle, in der Nähe der oberen Schneidezähne. Diese einzigartige Anordnung ermöglicht es den Kaninchen, überschüssige Tränenflüssigkeit über die Nahrungsaufnahme abzuleiten. Faserreiche Pflanzen sind für Kaninchen von entscheidender Bedeutung, da sie eine natürliche Abnutzung der Zähne fördern. Der ständige Verzehr von Gräsern, Heu und anderem faserreichen Material erfordert intensives Kauen, was wiederum die Zähne abnutzt und ein gesundes Zahnwachstum unterstützt. Faserreich bedeutet, dass die Pflanzen einen hohen Gehalt an unlöslichen Ballaststoffen enthalten, die schwer verdaulich sind. Diese Ballaststoffe erfordern ausgiebiges Kauen und fördern so nicht nur die Zahngesundheit, sondern unterstützen auch eine optimale Verdauung.

Ein Mangel an faserreicher Nahrung kann zu Zahnproblemen führen, da die Zähne der Kaninchen übermäßig wachsen können, was zu Schmerzen, Verdauungsstörungen und anderen Gesundheitsproblemen führt. Entzündete Zahnwurzeln können beispielsweise auch den Tränenkanal einengen und dann Entzündungen der Augen hervorrufen.

Löwenzahn – kalziumreich und lecker

Zu den empfehlenswerten Grünfuttersorten gehören unter anderem Löwenzahn, Petersilie, Sellerie, Karottenblätter und diverse Kräuter wie Schnittlauch oder Basilikum. Diese Pflanzen liefern nicht nur eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen, sondern fördern auch die natürliche Abnutzung der Zähne der Kaninchen. Das Pflücken von Wiesenpflanzen sowie das Sammeln von Zweigen und Blättern stellt nicht nur eine kostengünstige Option dar, sondern liefert auch eine natürliche und nahrhafte Ergänzung zur üblichen Fütterung. Zweige von Obstbäumen wie Apfel- oder Birnenbäumen können ebenfalls als gesunde Knabberei dienen.

Ein Beispiel für geeignetes Grünfutter aus der Natur ist der Löwenzahn. Die zarten Blätter und gelben Blüten des Löwenzahns enthalten wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Insbesondere ist Löwenzahn eine hervorragende Quelle für Vitamin A, das essentiell für die Sehkraft, das Immunsystem und die Zellerneuerung ist. Zudem enthält Löwenzahn Vitamin C, ein Antioxidans, das die Abwehrkräfte der Kaninchen stärken kann. Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium sind ebenfalls in Löwenzahn enthalten und unterstützen wichtige physiologische Funktionen, einschließlich der Muskel- und Nervenfunktion. Eisen ist ein weiteres Mineral, das in Löwenzahn vorkommt und zur Blutbildung beiträgt.

Trotz dieser positiven Aspekte ist zu beachten, dass Löwenzahn auch einen hohen Kalziumgehalt aufweist. Während Kalzium normalerweise wichtig für die Knochengesundheit ist, kann ein übermäßiger Konsum bei Kaninchen mit Blasengries oder Neigung zu Harnsteinproblemen problematisch sein. Ein erhöhter Kalziumspiegel kann die Bildung von Blasensteinen fördern. Daher sollten Halter von Kaninchen, die anfällig für derartige Probleme sind, die Kalziumzufuhr aus Löwenzahn und anderen futterspezifischen Quellen reduzieren.

Spitzwegerich – eine Heilpflanze für Kaninchen

Spitzwegerich ist nicht nur eine robuste Pflanze, sondern auch eine gesunde Ergänzung im Speiseplan für Kaninchen. Der Spitzwegerich ist reich an Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium und Calcium. Diese Mineralien spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Elektrolytbalance, der Muskel- und Nervenfunktion sowie der Knochengesundheit der Kaninchen. Zudem liefert Spitzwegerich verschiedene Vitamine, darunter Vitamin A und C. Ein besonderer Vorzug von Spitzwegerich liegt in seinem Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen. Diese bioaktiven Verbindungen haben potenzielle gesundheitsfördernde Eigenschaften und können dazu beitragen, oxidative Stressreaktionen im Körper der Kaninchen zu reduzieren.

Spitzwegerich gilt darüber hinaus als Heilpflanze und wird traditionell für seine entzündungshemmenden und schleimlösenden Eigenschaften geschätzt. Kaninchen können von diesen positiven Wirkungen profitieren, insbesondere wenn sie mit Atemwegsproblemen oder anderen entzündlichen Zuständen konfrontiert sind.

Gesunde Salate für die Langohren

Wenn keine Wiesenfütterung möglich ist, empfiehlt sich eine vielfältige Mischung aus Blattgemüse als Hauptfutter. Hierbei sind Bittersalate wie Chicorée, Endivie, Radicchio, Blattzichorie und Frisée besonders empfehlenswert. Diese Salate bieten nicht nur eine breite Palette an Nährstoffen, sondern fördern auch die natürliche Zahnabnutzung der Kaninchen durch intensives Kauen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist blättriger Kohl, der in Wohnungshaltung etwa 10% der Ration ausmachen sollte, während in Außenhaltung gerne mehr davon verfüttert werden kann. Chinakohl, Grünkohl, Wirsing und Spitzkohl und gehören zu den geeigneten Optionen. Diese Kohlsorten liefern nicht nur Ballaststoffe, sondern auch Vitamin C und andere wichtige Vitamine. Gemüsegrün wie Kohlrabiblätter, Karottengrün, Stangensellerie, Fenchelgrün und Blumenkohlblätter bieten eine weitere Variation im Speiseplan der Kaninchen. Küchenkräuter wie Petersilie, Koriander und Dill sind ebenfalls empfehlenswert.

Kann Kohl zur Aufgasung bei Kaninchen führen?

Ja, Kohl kann bei Kaninchen zu Aufgasungen und Verdauungsproblemen führen, insbesondere wenn er in übermäßigen Mengen oder zu plötzlich eingeführt wird. Kohl enthält natürliche Zuckerverbindungen und Ballaststoffe, die für Kaninchen schwer verdaulich sind und zu Gärungsprozessen im Darm führen können. Die in Kohl enthaltenen schwefelhaltigen Verbindungen können zudem die Bildung von Gasen im Verdauungstrakt begünstigen. Eine übermäßige Gasbildung kann zu Blähungen und Aufgasungen führen, was für Kaninchen schmerzhaft und gesundheitsgefährdend sein kann.

Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, ist es wichtig, Kohl in kleinen Mengen und schrittweise in die Ernährung der Kaninchen zu integrieren. Eine zu abrupte Umstellung oder eine zu große Menge kann das empfindliche Gleichgewicht im Verdauungssystem der Tiere stören. Darüber hinaus sollten Halter darauf achten, welchen Kohl sie verfüttern, da einige Sorten, wie Grünkohl, mehr Blausäure enthalten können, was schädlich für Kaninchen ist. Bei jeglichen Anzeichen von Verdauungsproblemen, wie verminderter Kotproduktion, Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit, sollte tierärztlicher Rat eingeholt werden.

Welche Obst- und Gemüsesorten sind für Kaninchen geeignet?

Die Ernährung von Kaninchen sollte neben Heu und frischem Wasser auch Gemüse und Obst beinhalten, jedoch in Maßen und mit Bedacht. Geeignete Gemüsesorten sind unter anderem Karotten, Gurken, Sellerie, Paprika und Brokkoli. Diese bieten nicht nur eine Vielzahl von Nährstoffen, sondern auch Abwechslung im Speiseplan der Kaninchen. Bei der Auswahl von Obstsorten ist Vorsicht geboten, da Früchte einen höheren Zuckergehalt haben. Äpfel, Birnen und Beeren schmecken den Lanohren, sollten jedoch sparsam verfüttert werden. Der hohe Zuckergehalt kann bei übermäßigem Verzehr zu Verdauungsproblemen und Gewichtszunahme führen. Zu viel Obst kann zu einer unausgewogenen Ernährung führen und das empfindliche Gleichgewicht im Verdauungssystem der Kaninchen stören.

Fazit

Die Einführung neuer Gemüse- und Obstsorten sollte schrittweise erfolgen, um Magen-Darm-Probleme zu vermeiden. Im Idealfall sollten Halter ihre Kaninchen mit einer breiten Palette an Gemüse und Obst verwöhnen, jedoch darauf achten, dass diese Leckerbissen nur einen kleinen Teil der gesamten Nahrung ausmachen. Eine ausgewogene Ernährung, die auf faserreichem Heu, Salaten und Grünfutter basiert, bleibt der Schlüssel für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kaninchen.

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